Web-to-Print-to-Web – Chancen des Drucks

Am Eingang Nord des drupa innovation park (dip) wurden Besucher mit einer provokativen Botschaft empfangen: „Print ist tot“ war auf der Schaufel eines lebensgroßen Totengräbers aus Pappe zu lesen – am Stand des Softwarehauses Werk II. Der Anbieter von automatisierten Publishing-Lösungen ist selbst spezialisiert auf den Printbereich und setzte sich in konstruktiver Weise mit dieser Aussage auseinander. In sechs Vorträgen im dip zeigten Geschäftsführer Horst Huber und sein Mitarbeiterteam, in welchem Kontext sich Druckprodukte künftig neu positionieren lassen.

drupa 2012 Stand von WerkII
Von der Begrüßung durch den Print-Totengräber am Nordeingang des dip waren einige Besucher nicht begeistert – es lohnt sich aber, sich mit den Thesen von Werk II auseinanderzusetzen. (Foto: Melaschuk-Medien)

Auszüge wichtiger Standpunkte von Werk II für die Zukunft des Drucks:

  • Digitale Medien werden die hauptsächlichen Instrumente für Informationen und als Werbeträger sein.
  • Die Inhalte von Druckprodukten sollen deshalb darauf abzielen, dass Leser Online-Medien und Webshops nutzen.
  • Druckprodukte müssen künftig individuelle, zielgruppengerechte, aktuelle Inhalte haben und in kurzer Zeit in den verschiedensten Auflagenhöhen produziert werden können.
  • Web-to-Print-Lösungen sorgen für Schnittstellen zum Kunden und sollten die Möglichkeit bieten, individuelle Inhalte selbst zusammenstellen zu können.
  • Druckprodukte werden Teil einer crossmedialen Werbestrategie, deren Inhalte übereinstimmen und aufeinander abgestimmt sein müssen.

Print-to-Web

Das derzeit am meisten verbreitete Mittel, um Leser von Druckprodukten dazu zu bewegen, Online-Medien zu nutzen und Webshops zu besuchen, sind QR-Codes. QR-Codes können in manchen Web-to-Print-Systemen integriert werden, so zum Beispiel in der Brandbox von Konmedia.

Zu den neueren Technologien, die eine nahtlose Schnittstelle zwischen Offline- und Online-Medien schaffen, gehört NFC (Near Field Communication), die im dip von Cardolution (www.cardolution.com) gezeigt wurde. Die Lösung von Cardolution für Druckdienstleister ermöglicht das Bedrucken von Visitenkarten und Werbemitteln in Verbindung mit elektronischen Informationen auf speziellem Papier.
Der neuartige Touchcode von Printechnologics (www.touchcode.de) wurde auf der drupa gemeinsam mit der Heidelberger Druckmaschinen AG präsentiert. Der Touchcode kann mit den üblichen Druckverfahren aufgebracht werden und sorgt ebenfalls für die direkte Verknüpfung von Druckprodukten mit Internet-Plattformen, um Informationen abzurufen oder Bestellungen auszulösen. Für das Bedrucken wird kein spezielles Papier benötigt. Der Touchcode wird mit Hilfe des Touchscreens eines mobilen Endgerätes aufgenommen und die passende App automatisch heruntergeladen. Der Touchcode selbst enthält keine Informationen, sondern dient als „Schlüssel“, für den eine individuelle App von dem Unternehmen bereitgestellt werden muss.

Touchcode von Printtechnologics
Printechnologics bringt Elektronik auf Papier – mit den üblichen Druckverfahren. (Quelle: Printechnologics)

Web-to-Print: Dynamische oder statische Vorlagen?

Dem datenbankgestützten Publizieren wird künftig eine zentrale Rolle zukommen. Die Lösungen der Anbieter Werk II und Inbetween, die beide im dip vertreten waren, bieten hierfür Komponenten an, die mit Datenbank- oder Web-to-Print- und Web-to-Publish-Systemen verbunden werden können. Schwerpunkte dieser Angebote liegen in den meisten Fällen bei der Erstellung umfangreicher Publikationen, die sehr leistungsfähige Datenbank- und E-Business-Lösungen voraussetzen.

Inbetween Webclient
Der Webclient von Inbetween (Quelle: Inbetween)

Um das Bild zu vervollständigen, sei hier ergänzt, dass auch sogenannte „kleine“ Web-to-Print-Lösungen heute bereits ihre Datenbankbasis nutzen, um Werbemittel automatisiert zu erstellen. So werden in Webportalen Inhalte von Vorlagen beim Aufruf durch einen Datenbankzugriff aktualisiert. Diese Vorlagen-Aktualisierung kann zum Beispiel Händleradressen oder Bilddaten beinhalten, die automatisch in Abhängigkeit der Login-Daten des Benutzers in (statische) Vorlagen eingesetzt werden. Es gibt Webportale, mit denen ohne eine einzige manuelle Eingabe durch Benutzer Werbemittel erstellt werden, zum Beispiel Flyer oder Poster.

Es hängt von den jeweiligen Anforderungen ab, ob das Layout von Publikationen dynamisch oder teilweise statisch erstellt wird. Unterliegen die Inhalte von Vorlagen keinem häufigen Wechsel und hält sich die Zahl der Vorlagenvarianten in Grenzen, so können diese innerhalb statischer Vorlagen abgebildet werden. Dazu gehören selbstverständlich Corporate-Design-Elemente. Bei den individuellen Inhalten ist zu prüfen, ob eine dynamische Befüllung der Vorlagen möglich und sinnvoll ist. Oft sind Kombinationen zweckmäßig, wenn zum Beispiel Adressdaten automatisch eingelesen und aktuelle, individuelle Preisinformationen von Mitarbeitern eines Franchise-Unternehmens in einem Werbemittel-Portal manuell eingegeben werden.

Produktionswege von Web-to-Publish-Systemen (Quelle: Melaschuk-Medien)

Datum: 08.06.2012
Autor: I. Melaschuk